5 Fragen an Sabine

Als Sabine die Diagnose Glioblastom erhielt, sah sie sich selbst vor den Trümmern dessen, was einst ihr Leben war. Doch uns erzählt Sabine, wie sie ihre Lebenslust völlig neu finden konnte. Besonders half ihr dabei die Bewegung, denn während der Erhaltungstherapie begann Sabine mit dem Laufen. Diesen Antrieb möchte sie mit anderen Menschen teilen und gründete daraufhin die Läuferinnengruppe “Hirntumor Warriors”. Vorläufiges Ziel und Höhepunkt des Projektes ist die Teilnahme am Frankfurt-Marathon 2022. 

Wie hast Du Deine Diagnose bekommen?

Sabine: Ganz konkret: Auf meiner gepackten Entlassungstasche sitzend von der Neurochirurgin, die mich operiert hat. Sie sagte: „Sie haben ein Glioblastom“. Ich fragte, ob es gut sei, dass es nicht auf -karzinom endet. Sie meinte daraufhin: „Leider nicht. Es ist nach heutigem Stand der Wissenschaft nicht heilbar. Wir konnten es operieren und man wird es behandeln können. Einen Rat möchte ich Ihnen noch geben: Googeln Sie es nicht“.

Was waren die wichtigsten Schritte für Dich zur Erhaltung Deiner Lebenslust? 

Sabine: Ich würde nicht von Erhaltung der Lebenslust, sondern vom Finden, Erfahren und Ausleben einer neuen Lebenslust sprechen. Mein altes Leben war weg, ebenso wie die alte Sabine. Die beiden Bilder, die ich gezeichnet habe, visualisieren diesen Lebenswandel.

Das alte Leben, visualisiert als Haus, liegt in Trümmern und die Glioblastom Betroffene Sabine sitzt davor. Ihr Zukunftspläne , ihren Job und ihre Selbstständigkeit liegen mit in den Trümmern
Visualisierung altes Leben
Das Haus, als Visualisierung für das neue Leben, ist wieder aufgebaut. Im Dach befinden sich Glaube, Liebe, Hoffnung sowie gute medizinische Versorgung und psychoonokologische Hilfe. Die Säulen bestehen aus Bewegung, Guter Stimmung, Hobbies, Familie, Freunde & Hund und Purpose. Im Fester ist der von Sabine gegründete Verein GB-Warriors. Sabine läuft lächelnd und winkend von dem Haus weg und das Logo der Hirntumor Warriors auf dem T-Shirt gedruckt.
Visualisierung neues Leben

Du bist eine sehr aktive Person, bereitest Dich auf einen Marathon vor und leitest das Projekt Hirntumor Warriors. Wie integrierst Du diese Aktivitäten in Deinen Alltag? 

Sabine: Das Projekt Hirntumor Warriors findet seinen Höhepunkt in der Teilnahme am Frankfurt Marathon 2022. Gemeinsam laufen wir in einer Staffel, bestehend aus zwei Mitarbeiterinnen der Neuroonkologie Frankfurt sowie zwei Betroffenen. Das Projekt macht mir unheimlichen Spaß und wird, trotz des Aufwands, immer einen Platz in meinem Alltag finden. Seit meiner Erkrankung ist der bürokratische Aufwand in vielen Bereichen sehr groß. Neben der Rente und der Arbeit mit Krankenkassen betrifft das beispielsweise die Arbeitsunfähigkeitsversicherung oder auch die Einstufung des Grades der Behinderung. Diese Arbeit begrenze ich ganz bewusst von Montag bis Freitag zwischen neun und zwölf Uhr mittags. Mein Wochenende bleibt tumorfrei!

Hat Deine Diagnose etwas an Deiner Einstellung zu einem aktiven Alltag geändert? 

Sabine: Die Hirntumor Warriors sind für mich der Gipfel eines steilen Berges, den sicher viele kennen. Der Weg begann langsam, mit ein paar Tritten auf dem Ergometer, dann mit Nordic Walking Stöcken, einer harten Physiotherapie und ein paar Schwimmzügen. Nach einem epileptischen Anfall schenkte mir meine Tochter Rosie eine Sturzuhr mit Schrittzähler, und damit begann ich einfach zu laufen. Mitten in meiner Erhaltungschemo, trotz Arthrose und eines Gewichtverlustes von 12 kg – ich wollte einfach laufen und es tat mir gut. Erst wollte ich nur auf den 5-km-Lauf trainieren, doch ziemlich schnell konnte ich schon acht laufen. Seither trainiere ich den 10-km-Lauf. Dann dachte ich: Sabine, wenn Du alleine 10 km in einem Wald läufst, wen interessiert das? Und da kam mir die Idee mit dem Spenden-Marathon. Ein Projekt, dass ich zusammen mit der Neuroonkologie der Uniklinik Frankfurt nun umsetze.

Welche Ressourcen waren für Dich nach der Diagnose am wichtigsten? 

Sabine: Familie, Freunde, der Hospizdienst und viele helfende Engel, die sich im Laufe der Monate in verschiedenen Formen zeigten. Ob es nun ums Ausmisten oder den Nachlass regeln ging, sie waren für mich da. Ich fing auch an, in die Kirche zu gehen, zu beten und Andachten zu lesen. Ich habe sogar einige Antworten auf meine „Warum“ Fragen bekommen. Das hat mir sehr geholfen. Einer meiner wichtigsten Engel war jedoch aus der Gruppe für Betroffene. Es war und ist Ute, die Vorkämpferin. Übrigens, wer sich von Euch eine ähnliche Aktion wie die Hirntumor Warriors auch in seiner Stadt vorstellen kann, ich kann und möchte gerne unterstützen! Mehr Informationen zu meinem Projekt findet Ihr unter: https://www.hirntumorwarriors.com/.