Dr. Adak Pirmorady Sehouli

Fachärztin für Psychosomatische Medizin und Leiterin der psychosomatischen Hochschulambulanz der Charité Campus Benjamin Franklin

1. Worauf sind Sie spezialisiert?

Ich bin Fachärztin für psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Derzeit leite ich die Hochschulambulanz am Standort Campus Benjamin Franklin der Charité. Zusätzlich bin ich Psychoanalytikerin und habe einen Master für Kulturwissenschaften absolviert. Als Vorstandsvorsitzende des Vereins der Europäischen Künstlergilde für Medizin und Kultur setze ich mich für die Integration von kulturellen Aspekten in der Medizin ein.

2. Was motiviert Sie, bei Gemeinsam gegen Glioblastom mitzuwirken?

Mich interessiert und motiviert ein barrierefreier Austausch mit Betroffenen und Angehörigen. Eines der großen Probleme der westlichen Medizin ist die Technisierung und Bürokratisierung der Abläufe. Dies erschwert die Kommunikation und schafft Barrieren. Gemeinsam gegen Glioblastom gelingt es, diese Barrieren zu überbrücken. Hier wird die Kommunikation gefördert, Betroffene werden abgeholt und aufgeklärt. Für mich ist das etwas, was man numerisch nicht messen kann, was aber in meinen Augen wichtiger ist als viele der Routineschritte, die unseren ärztlichen Alltag unnötig erschweren und durch die wir unsere Patient:innen nur schwer erreichen.

3. Welche Frage stellen Ihnen Glioblastom-Betroffene am häufigsten?

Das kann ich nicht pauschalisieren. Jeder Mensch ist das Ergebnis seiner individuellen Entwicklungsgeschichte, an deren Anfang die Geburt und an deren Ende der Tod steht. Die Fragen meiner Patient:innen drehen sich, oft auch in „verkleideter Form“, um diese wichtigen medizinischen, aber auch philosophischen Fragen nach Leben, Tod und was eigentlich Zufriedenheit für jede/n Einzelne/n bedeutet.

4. Was bereitet Ihnen am meisten Freude an der Arbeit mit Betroffenen?

Am meisten Freude bereitet es mir, gemeinsam etwas zu entwickeln, das beruhigt, erfüllt und ein spürbares Innehalten schafft, gerade in so einer schnelllebigen Zeit, in der Betroffene oft das Gefühl bekommen, dass Affekte unpassend sind und sie nicht in die gewünschte Funktionalität passen. Dieses Innehalten und im Moment sein kann sowohl für die Betroffenen als auch für mich als behandelnde Ärztin erfüllend sein.

5. Was raten Sie Betroffenen, die gerade erst die Diagnose Glioblastom erhalten haben?

Vor allem gewährend mit sich selbst zu sein, sich aber auch der Grenzen im Kopf bewusst zu werden, um diese dann zu umgehen. Betroffene können so eine neue Freiheit gewinnen, welche den größten Reichtum unseres menschlichen Lebens darstellt.